Gehörlose tansanische Kinder mit der Bibel vertraut machen

EMQ » July–September 2022 » Volume 58 Issue 3

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Kinder an einer Schule in Tansania schauen sich die Übersetzung einer ‘WoW’-Bibelgeschichte für Kinder an, die mit Illustrationen der Hongkonger Bibelgesellschaft bebildert ist. PHOTO BY HARRY HARM

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Die Bibel für gehörlose Kinder

Zusammenfassung: Die derzeitige Bibelübersetzung in tansanischer Gebärdensprache ist für einige Kinder aufgrund ihrer begrenzten Sprachkenntnisse und Lebenserfahrungen zu schwer zu verstehen. Aber einfache Gebärdenübersetzungen von Bibelgeschichten machen einen Unterschied.

Autor: Sensor Joseph Msimbete

Tansania ist ein grosses Land in Ostafrika. Mit 947’303 Quadratkilometern[1] ist es etwa 1,3 Mal so gross wie der US-Bundesstaat Texas und hat mit rund 60 Millionen Menschen[2] fast doppelt so viele Einwohner wie dieser. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Tansanias ist unter 18 Jahre alt.[3] 

Es gibt keine guten Volkszählungsdaten über die Zahl der Gehörlosen in Tansania. BILAT, die Organisation, der ich angehöre, schätzt, dass es 890’000 Gehörlose im Land gibt, von denen die Hälfte Kinder unter 18 Jahren sind. Einige Kinder werden gehörlos geboren, andere werden aufgrund von Krankheiten oder Verletzungen taub. 

Die am häufigsten verwendete Gebärdenspra-che ist die tansanische Gebärdensprache [tza]. Eine andere Gebärdensprache wird in den Regionen Moshi und Arusha verwendet, eine weitere in der Region Njombe. Obwohl diese beiden Minderheitengebärdensprachen von der finnischen Gebärdensprache beeinflusst wurden, ist nicht bekannt, ob sie gegenseitig verständlich sind. Die erste Gehörlosenschule in Tansania befindet sich in Tabora. Es gibt Berichte, dass dort eine weitere Gebärdensprache verwendet wird.[4]

Herausforderungen für gehörlose Kinder 

In Tansania kennt die grosse Mehrheit der Familien mit gehörlosen Kindern keine Gebärdensprache, sodass die Kinder zu Hause keine Sprache lernen. Als Folge davon verbringen sie ihre frühen Kindheitsjahre ohne sinnvolle, beziehungsorientierte Kommunikation. 

Diejenigen, die in der Lage sind, eine Gehörlosenschule[5] zu besuchen, lernen die Gebärdensprache als Erstsprache hauptsächlich von den anderen Schülern. Diejenigen, die keine Gehörlosenschule besuchen, lernen ihre Erstsprache erst viel später im Leben. Da gehörlose Kinder ihre Erstsprache später als andere Kinder erlernen, bleibt ihre Sprachfähigkeit hinter ihrem chronologischen Alter zurück. Ausserdem haben gehörlose Kinder aufgrund der sprachlichen Herausforderungen zu Hause weniger Erfahrung mit sozialen Situationen, mit dem Verständnis, wie das Leben funktioniert und warum sich Menschen so verhalten, wie sie es tun. Gehörlosen Kindern in Tansania fehlt es somit im Wesentlichen an der Möglichkeit, eine ‘Theorie des Geistes’ (emotionale Kompetenzen) zu entwickeln. 

Gehörlose Kinder haben in der Regel keine religiöse Bildung. Wenn die Familie eines gehörlosen Kindes an Gottesdiensten teilnimmt, werden die Gottesdienste in einer gesprochenen Sprache abgehalten, ohne dass gedolmetscht wird. Oft machen die gehörlosen Kinder während des Gottesdienstes die Bewegungen mit und ahmen die Handlungen der Menschen um sie herum nach, aber sie verstehen den Inhalt des Gottesdienstes nicht. 

Die derzeit verfügbare Bibelübersetzung in tansanischer Gebärdensprache ist für einige der Kinder zu schwer zu verstehen. Eine Bibelübersetzung, die sie verstehen können, muss ihren begrenzten Sprachkenntnissen und Lebenserfahrungen Rechnung tragen. 

BILAT (unsere tansanische Organisation für die Entwicklung der Gebärdensprache) ist eine von Gehörlosen geleitete nationale Nichtregierungsorganisation, deren Ziel die Förderung der Gebärdensprache und der Gehörlosengemeinschaft ist. Dazu gehören die Übersetzung und Bekanntmachung der Bibel und anderer christlicher Materialien in tansanischer Gebärdensprache. Ich und die meisten der anderen Gründungsmitglieder hatten mit DOOR International zusammengearbeitet und während unserer Ausbildungszeit in Kenia 110 Bibeltexte in tansanische Gebärdensprache übersetzt.[6] Als dieses Ziel erreicht war, gründeten wir BILAT als unabhängige Organisation und arbeiteten weiter an der Bibelübersetzung. 

Unser Herzenswunsch ist es, gehörlose Kinder in ganz Tansania mit der guten Nachricht von Jesus Christus zu erreichen, sie als Kinder Gottes zu Jüngern zu machen und ihnen zu helfen, ihr Potenzial als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft auszuschöpfen. Wir haben uns mit internationalen Gehörlosenorganisationen und mit Organisationen, die mit Kindern im Allgemeinen arbeiten, beraten, aber niemand hatte ein Programm, das speziell für gehörlose Kinder entwickelt wurde. 

Deshalb haben wir in Zusammenarbeit mit dem Global Sign Language Team (GSLT) von SIL International ein eigenes Programm entwickelt. Dieses Programm besteht aus zwei Teilen: 

  1. Bibelübersetzung, die gehörlose Kinder leicht verstehen können 
  2. ‘Bibelgebrauch’ und Betreuung durch gehörlose erwachsene Freiwillige 

‘Bibelgebrauch’ für gehörlose Kinder

Übersetzungsteams in Asien hatten die auf Kinder ausgerichteten ‘Words of Wisdom’ (WoW) Bibelgeschichten der Hongkonger Bibelgesellschaft als Quelle für Videos in ihren Gebärdensprachen verwendet. Anstatt den Text dieser 15 Bibelgeschichtenbücher zu übersetzen, beschlossen wir, die WoW-Illustrationen zu verwenden und dann direkt die Bibelstellen, auf denen diese Geschichten basieren, zu übersetzen. Ein Berater von GSLT überprüfte die Passagen auf ihre exegetische Richtigkeit und testete die Bibelstellen mit gehörlosen Kindern, um sicherzustellen, dass sie die Botschaft verstehen konnten. 

Obwohl diese Bibeltexte auf YouTube[7] verfügbar sind, können viele gehörlose Kinder in Tansania sie trotzdem nicht sehen, weil sie keinen Zugang zum Internet haben. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir die Bibel am besten vor Ort mit gehörlosen Kindern teilen können. Aber dafür brauchten wir mehr Leute, die sich auf ‘Bibelgebrauch’ für gehörlose Kinder spezialisieren konnten. 

Gehörlose Menschen haben kein geografisch definiertes Gebiet wie andere Sprachgruppen. Sie sind über das ganze Land verstreut. Die einzigen Orte, an denen es Ansammlungen von gehörlosen Kindern gibt, sind die Gehörlosenschulen. 

In Zusammenarbeit mit Gehörlosenkirchen in fünf Regionen rekrutierten wir daher aus jeder Region zwei erwachsene gehörlose Freiwillige, die bereit waren, zur Ausbildung nach Dar es Salaam zu kommen. Nach ihrer Ausbildung kehrten sie in ihre Heimatregionen zurück, um mit gehörlosen Kindern zu arbeiten. Wir liessen uns von der Arbeit von ‘Jugend mit einer Mission’ inspirieren und folgten ihrem Beispiel, indem wir den Kindern die Botschaft der Bibel mit Geschichten, Theaterstücken und Liedern näherbrachten. 

Neben der Aufgabe, gehörlosen Kindern die Bibel nahe zu bringen, bestand eine weitere wichtige Komponente dieses Programms darin, gehörlose Kinder in Kontakt mit gehörlosen Erwachsenen zu bringen. Die meisten gehörlosen Kinder haben nur sehr wenig oder gar keinen Kontakt zu gehörlosen Erwachsenen und daher auch keine gehörlosen Vorbilder. Gehörlose 

Kinder müssen mit erfolgreichen gehörlosen Erwachsenen in Kontakt gebracht werden, deren Leben ihnen als Inspiration dienen kann. 

«Gehörlose Kinder müssen mit erfolgreichen gehörlosen Erwachsenen in Kontakt gebracht werden, deren Leben ihnen als Inspiration dienen kann.» 

Im März 2020 kamen die ersten gehörlosen Freiwilligen zu einer dreimonatigen Schulung ins BILAT-Zentrum. Sie lernten die 15 Bibelstellen auswendig, komponierten dann Lieder in tansanischer Gebärdensprache und schufen Theaterstücke auf der Grundlage der Geschichten. BILAT schulte sie auch in Führungsqualitäten, christlicher Lehre, Gehörlosenkultur und tansanischer Gebärdensprache, informierte sie über sexuellen Missbrauch von gehörlosen Kindern (wie man ihn erkennt und was man dagegen tun kann, wie man ihn verhindern kann) und leitete sie an, wie sie über ihre Arbeit berichten können. Jedes Team erhielt ein Smartphone, auf dem die Bibel-Videos vorinstalliert waren. Die Telefone sollten den gehörlosen Kindern nicht nur den Zugang zu diesen Bibelvideos ermöglichen, sondern den Freiwilligen auch die Berichterstattung und Kommunikation mit BI-LAT erleichtern. 

Alle ‘Bibelgebrauch’-Mitarbeiter sind Freiwillige. Neben der Ausbildung bestehen die Hauptkosten des Programms aus kleinen Beträgen, die jedem Team für die Reisekosten und für die Nutzung ihrer Telefone zur Verfügung gestellt werden, damit sie mit den BILAT-Mitarbeitern und den Menschen vor Ort via Text-Nachrichten und Video-Chats kommunizieren können. 

Eine zweite Gruppe solcher Mitarbeiter wurde 2021 geschult. Diese Mitarbeiter kamen aus fünf anderen Regionen. Einige der Freiwilligen aus der ersten Gruppe dienten als Ausbilder. 

Eines der neuen Gebiete, Moshi (Kilimanjaro-Region), verwendet eine andere Gebärdensprache als die tansanische Gebärdensprache. Um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter von Moshi über eine Bibel verfügen, die die Kinder leicht verstehen können, traf sich BILAT mit Kirchenleitern in Moshi und gemeinsam wählten wir zwei Personen aus, die von der tansanischen Gebärdensprache in ihre eigene Gebärdensprache übersetzen konnten. 

Sie trafen im Mai 2021 im BILAT-Zentrum ein, um mit der Arbeit der Übersetzung zu beginnen. Als Ausgangstext dienten ihnen die bereits veröffentlichten WoW-Videos in tansanischer Gebärdensprache. Die BILAT-Übersetzer dienten als Helfer, und ein Übersetzungsberater von GSLT stand ihnen für weitere Fragen zur Verfügung. Die beiden freiwilligen ‘Bibelgebrauch’-Mitarbeiter aus Moshi, die einen Monat später eintrafen, dienten als Muttersprachler, die uns halfen, die Übersetzung auf ihre Sprachqualität zu überprüfen. Die Übersetzer, die ‘Bibelgebrauch’-Mitarbeiter, einige BILAT-Mitarbeiter und ich reisten zu den Gehörlosenschulen, in denen diese Sprache verwendet wird, um sicherzustellen, dass die Kinder die Übersetzung verstehen würden. 

Nach der Einführung dieses Materials in der Gegend von Moshi fragten gehörlose Kirchenführer nach weiteren Materialien in ihrer Gebärdensprache. Sie sind sehr zufrieden mit den WoW-Videos und wünschen sich auch Materialien für Erwachsene und mehr Materialien, die sie in der Kirche verwenden können. 

Kinder in Gehörlosenschulen reagieren auf Gottes Wort 

Die Resonanz auf die übersetzten Bibeltexte in der Gegend von Moshi und auch in anderen Orten, in denen die tansanische Gebärdensprache verwendet wird, war durchweg positiv. Alle Freiwilligen haben Zugang zu den Kindern in den Gehörlosenschulen erhalten. Die Kinder haben sich sehr darüber gefreut, dass gehörlose Erwachsene sie über Jesus und das Wort Gottes unterrichten. Sie haben die Bibelabschnitte und Lieder auswendig gelernt. Sie haben abwechselnd verschiedene Rollen in den Theaterstücken gespielt. Der neue Zugang zur Bibel in einer Sprache und Form, die sie verstehen, hat ihr Leben positiv beeinflusst und verändert. Hier einige Beispiele: 

K. war der grösste und älteste Schüler an seiner Schule. Oft schlug er Schüler, die er nicht mochte. Er war für sein störendes Verhalten bekannt. Nachdem er die Geschichte vom unversöhnlichen Diener (Matthäus 18,21–35) gesehen hatte, wurde ihm klar, dass er sich ändern musste. Vor den anderen Schülern, seinen Lehrern und den ‘Bibelgebrauch’-Mitarbeitern bat er die Leute, ihm zu vergeben. Er vergab auch jedem, der ihn beleidigt hatte. 

A. war von seinen Eltern entfremdet. Seine El-tern hatten sich scheiden lassen, wieder geheiratet und waren weitergezogen. Die Eltern seiner Mutter kümmerten sich um ihn, aber sie waren arm und gesundheitlich angeschlagen. Er wurde verbittert und gewalttätig. Hier ist sein Zeugnis: 

«Ich habe gelernt zu verzeihen. Ich habe meinem Vater verziehen, dass er uns wegen einer anderen Frau verlassen hat, ebenso meiner Mutter, dass sie mich ihren kranken Eltern überlassen hat. Ich war verbittert, und auch meine schulischen Leistungen litten, weil ich die meisten Menschen hasste. Ich empfand das Leben einfach als ungerecht. Durch die Geschichte vom unversöhnlichen Diener, die ich nachspielen, singen und durchbeten konnte, habe ich jetzt Frieden. Ich übergebe alle meine Sorgen Gott und es funktioniert. Ich habe gelernt, mich jeden Tag mit der Bibel zu beschäftigen. Ich weiss, dass Gott mir vergeben hat, dass ich viele Menschen mit meiner Bitterkeit verletzt habe.» 

M. und Z. waren gute Freunde. M. stammte aus einer sehr armen Familie, aber die Familie von Z. war relativ wohlhabend. Nach der Teilnahme am Programm sagte M. zu Z.: 

«Erinnerst du dich noch daran, wie du An-fang des Jahres deine teure Schultasche ver-loren hast? Ich war es, der sie gestohlen und dann auf dem Markt verkauft hatte. Es tut mir leid. Ich habe es getan, weil ich Geld brauchte, denn ich komme aus einer sehr ar-men Familie, die von einer Mahlzeit am Tag lebt. Manchmal gehe ich ins Bett, ohne zu es-sen. Aber ich habe gelernt, dass Armut nicht rechtfertigt, so etwas Böses zu tun, es tut mir so leid. Würdest du mir bitte vergeben?» 

Beide Jungen weinten, als Z. M. vergab. 

Zwei Schüler einer Gehörlosenschule erregten die Aufmerksamkeit der Lehrer. Sie waren keine guten Schüler, aber nachdem sie den Bibelunterricht besucht hatten, lernten sie, verantwortungsvoller zu sein, und ihre Noten verbesserten sich. Ihre Lehrer waren mit den Veränderungen sehr zufrieden. Als der Leiter des ‘Bibelgebrauch’-Teams die Schüler nach den Veränderungen in ihrem Leben fragte, sagten sie: «Gott hat uns verändert. Wir haben gebetet und Gott gebeten, uns zu helfen. Er hat unsere Gebete erhört. Wir freuen uns, dass Gott sich um uns kümmert und wir wollen ihn immer mehr kennenlernen.» 

Auch die Eltern haben die positiven Veränderungen bei ihren Kindern festgestellt. Eine alleinerziehende Person sagte: «Mein Sohn hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen, seine Noten sind besser geworden, und die Lehrer lieben ihn. Dann fragte ich ihn, was ihn verändert hat, und er sagte, Gott habe sein Leben verändert.» 

Die Lehrer und Leiter der Schulen waren von den positiven Veränderungen durch das ‘Bibelgebrauch’-Programm beeindruckt. Einige der freiwilligen Mitarbeiter erhielten sogar Ehrenplätze bei Abschlussfeiern. Die gehörlosen Freiwilligen wurden auch gebeten, Schüler in Schwierigkeiten zu beraten. 

Tatsächlich erregten die bei den Schülern beobachteten Veränderungen die Aufmerksamkeit anderer in der Umgebung. Eltern, deren Kinder den Unterricht nicht besuchten, baten die gehörlosen Freiwilligen, auch mit ihren Kindern zu sprechen. 

Kontakt zu gehörlosen Kindern auf dem Land 

In einer Region beschränkten die ‘Bibelgebrauch’-Mitarbeiter ihre Aktivitäten nicht nur auf die Kinder in der Schule. Sie besuchten auch ländliche Gebiete und suchten nach gehörlosen Kindern, die keine Schule besuchten. Einige Eltern in diesen ländlichen Gebieten wussten nicht, dass es Sonderschulen für gehörlose Kinder gibt. 

Die zehnjährige S. lebte 120 Kilometer von der nächsten Gehörlosenschule entfernt. Die Mitarbeiter besuchten sie und erzählten ihr die WoW-Geschichten. S. betete, dass sie eines Tages in die Schule gehen dürfe. Später wurde sie ein-geladen, die nächstgelegene Gehörlosenschule zu besuchen. Da es sich nicht um ein Internat handelte, arrangierten die Behörden für sie einen Aufenthalt in einem Heim für Strassenkinder. Hier ist, was sie sagte: 

«Ich war so glücklich und Gott dankbar, dass er mein Gebet erhört hat. Ich danke Gott, dass er mich nicht im Stich gelassen hat. Ich litt vor mich hin in meiner eigenen einsamen Welt, ohne Schule. Die Begegnung mit dem ‘Bibelgebrauch’-Team und das Erlernen geistlicher und sozialer Lektionen hatten ei- nen grossen Einfluss auf mein Leben. Ich war begierig darauf, mehr über die Wunder, die Jesus vollbracht hatte, und über sein hei- liges Leben zu erfahren. Ich möchte ihm und seinen Geboten folgen, damit ich ihm eines Tages begegnen kann. Das Lernen der Ge- schichten der biblischen Personen hat sogar meine geistige Entwicklung gefördert, und so hatte ich trotz meines späten Eintritts in die Regelklasse keine Schwierigkeiten in der Schule. Ich bin jetzt zuversichtlich, dass ich den weiteren Weg gehen kann. Gelobt sei der Herr!» 

«Mein Sohn hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen, seine Noten sind besser geworden, und die Lehrer lieben ihn. Dann fragte ich ihn, was ihn verändert hat, und er sagte, Gott habe sein Le-ben verändert.» 

In einem kürzlich im Journal of Deaf Studies and Deaf Education veröffentlichten Artikel weisen die Autorinnen Brittany A. Blose und Lindsay S. Schenkel darauf hin, dass gehörlose Kinder ein soziales Netzwerk brauchen, welches ‘die Fähigkeit, sich in eine Person hineinversetzen zu können, emotionale Kompetenz und psychosoziale Funktionen fördert’. Wir von BILAT wuss-ten intuitiv, dass gehörlose Kinder all das brauchen. Es ist ermutigend, dass die Forschung nun unsere Intuition bestätigt.[8]

Die gehörlosen Kinder sind jedoch nicht die ein-zigen, die von diesem Programm profitieren. Auch die freiwilligen Mitarbeiter selbst haben von der Arbeit stark profitiert. Das Ausbildungs-programm, ihre Erfahrungen in der Arbeit mit den Kindern und die offensichtlichen geistlichen, sozialen und erzieherischen Ergebnisse haben dazu beigetragen, ihr Ansehen in der Gehörlosengemeinschaft und sogar auch bei Hörenden zu verbessern. Einige von ihnen wurden sogar ausgewählt, um in ihren Kirchen und Gemeinschaften Führungsaufgaben zu übernehmen. 

Die Ausweitung des ‘Bibelgebrauch’- Programms

Im Jahr 2022 hoffen wir, das Programm auf weitere Regionen in Tansania auszuweiten. Wir planen, einen GSLT-Übersetzungsberater mit der Überprüfung der Moshi-WoW-Passagen zu beauftragen, und werden dann die Übersetzung testen, um zu sehen, ob sie auch in der Region Njombe verstanden werden kann. Falls die MoshiMaterialien den Menschen in Njombe nicht helfen können, hoffen wir, eine eigene Reihe von WoW-Geschichten für die Kinder dort zu übersetzen. 

Wir sind daran interessiert, dass dieses Programm auch auf andere Länder ausgeweitet wird. Eine Organisation hat kürzlich ihr Interesse bekundet, es in zwei westafrikanischen Ländern zu testen. 

Wir von BILAT sind Gott dankbar, dass er uns die Idee für dieses Programm mit gehörlosen Kindern gegeben hat. Rückblickend ist es klar, dass Gott uns geführt hat, und wir halten es für ein Wunder, dass all dies während einer Pandemie geschah. Wir sind auch SIL, Pioneer Bible Translators und anderen dankbar für die Ausbildung und die finanzielle Unterstützung.

Sensor Joseph Msimbete (bilatteam@gmail.com), ein gehörloser Tansanier, absolvierte 10 Jahre lang eine Ausbildung zum Übersetzer bei DOOR International in Kenia, bevor er in seine Heimat zurückkehrte, um bei der Gründung von BILAT, einer von Gehörlosen geführten Nichtregierungsorganisation, mitzuhelfen. Als Präsident von BILAT engagiert er sich in den Bereichen Bibelübersetzung, Bibelgebrauch sowie Sprachentwicklung und Förderung der Gehörlosengemeinschaft. Er ist auch Präsident der ADMA (Africa Deaf Mission Alliance), die Bibelübersetzung in Afrika unterstützt. Darüber hinaus ist er Pastor einer Gehörlosenkirche. 


[1] “Basic Facts and Figures on Human Settlements,” National Bureau of Statistics, Tanzania Ministry of Finance(2013), 1.

[2] “Population, total – Tanzania,” World Bank, accessed February 15, 2022, https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.TOTL?locations=TZ.

[3] Das Durchschnittsalter in Tansania ist 17,7 Jahre, https://worldpopulationreview.com/country-rankings/median-age.

[4] “Documentation and description of the Tabora variety of Tanzanian Sign Language,” Projects, Universiteit Leiden, accessed February 15, 2022, http://www.africansignlanguages.org/researchrecherche/projects/.

[5] In Tansania gibt es reine Gehörlosenschulen. Zusätzlich gibt es auch in Regelschulen besondere Abteilungen für gehörlose Schüler. In diesem Artikel wird für beide Varianten der Begriff Gehörlosenschule verwendet.

[6] See the article in this issue about the work of D.O.O.R. International.

[7] “WoW – Words of Wisdom,” YouTube, https://www.youtube.com/playlist?list=PLcX5nvnAiyGHorIlLugarsCoPrV-CXo5n.

[8] Brittany A. Blose and Lindsay S. Schenkel, “Theory of Mind and Alexithymia in Deaf and Hard-of-Hearing Young Adults,” in The Journal of Deaf Studies and Deaf Education 27, no. 2(April 2022): 10, https://doi.org/10.1093/deafed/enac001.

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